Zusammen mit dem DAV Panorama, Ausgabe 4 2016, ist die Kletterhallenstudie 2015 veröffentlicht worden.
Sie beschäftigt sich mit der Selbsteinschätzung der Sichernden, und wie stark die Sturzweite von der Aufmerksamkeit und dem Beherrschen der Sicherungstechnik abhängt.
Dazu wurden, in verschiedenen Kletterhallen, 115 Freiwillige vor 5 Szenarien gestellt.
Während sich die Forschung im letzten Jahr mit den Vorteilen von Halbautomaten und AutoTubes beschäftigte, stand in diesem Jahr das Zusammenspiel von Sicherungstechnik und psychologischen Faktoren auf dem Prüfstand.
Alle Probanden mussten einen Reifen abfangen, welcher mit Sandsäcken ihrem Körpergewicht angepasst war und den Kletterer simulierte.
Der Reifen befand sich 1,30m über der Zwischensicherung welche auf 7,00m war.
Um den Sturz zu kategorisieren wurde 3 Zonen festgelegt.
- Niedrige Verletzungsgefahr (Sturzweite gering)
- Mittlere Verletzungsgefahr (Sichernder und Reifen würden zusammenstoßen)
- Große Verletzungsgefahr (Der Reifen schlägt auf dem Boden auf oder bleibt nur knapp darüber hängen
Umso tiefer der Sturz bei dem Test ausfiel, umso schlechter wurde der Sichernde eingeordnet.
Als Sicherungsgerät durften und sollten die 115 Teilnehmer ihr eigenes benutzen.
Jeder dieser Probanden musste 5 „Stürze“ halten, wobei die ersten 3 mit Kopfhörern und Sichtblende erschwert wurden. Bei Szenario 4 wurde die Sichtblende weggelassen. Beim letzten Sturz wurden alle Beeinträchtigungen weggelassen und der Sturz vorher angekündigt.
Das Ergebnis der Studie war erschreckend.
Nur 8% der Probanden hielten alle Stürze mit niedriger Verletzungsgefahr, jeder Fünfte (19%) hingegen hatte mindestens einen Bodensturz oder Beinahe-Bodensturz. Also mehr als Doppelt so viele wie jene die alle Stürze hielten.
Die Statistik macht aber deutlich, dass die schweren Stürze bei den Szenarien 1-4 also bei überraschendem Sturz oder bloßem Sichtkontakt auftraten.
Für die Autoren stützt das die Annahme dass in Kletterhallen deshalb so wenig passiert „weil Kletterer selten unangekündigt stürzen“.
Der für mich interessanteste Teil der Statistik ist die Tatsache, dass die Wahl des Sicherungsgerätes nicht einen solch starken Einfluss hat.
Da die Sicherenden ihre eigenen Geräte verwenden durften waren viele Halbautomaten und AutoTubes darunter.
Diese schnitte aber nur unwesentlich besser ab. Während es bei Sicherenden mit einem Tube bei 47% aller Stürze eine große Verletzungsgefahr gab, waren dies bei den Halbautomaten immerhin noch 38%. Das größte Problem war zu viel Schlappseil während des Sicherns.
83% der Bodenstürze hätten so vermieden werden können.
Als weiteres Problem war der Abstand zur Wand festzustellen. Gerade Sicherungsgeräte bei welchem die Bremswirkung vom Winkel der Handhaltung abhängig ist waren so schwieriger zu handhaben.
Daneben kristallisierte sich noch ein Problem heraus. Viele der Probanden schätzten ihre eigene Sicherungsleistung deutlich höher ein als dies tatsächlich der Fall war. Die Mehrheit behauptet gar allen Situationen in der Halle gewachsen zu sein. Das jeder seine eigenen Fähigkeiten dahingehend hinterfragen sollte hat die Studie sehr deutlich gemacht.
Neben der Konsequenz aus der Studie, einer Forderung nach einem Sicherheitstraining, stellt die Studie die Ergebnisse am Ende nochmal kurz dar.
- Familiengruppe im Ith - 3. September 2023
- Der 118. Deutsche Wandertag in Lippe - 11. Mai 2018
- alpenvereinaktiv.com nun auch mit eigenem Blog - 28. Juli 2017