Die Klettersaison neigt sich dem Ende zu, auch in diesem Sommer haben wir wieder einige schöne Touren klettern können. Sei es im Mittelgebirge wie dem Ith, oder der Fränkischen Schweiz, oder aber und vor allem in den Alpen am Gimpel, im Karwendel, in den Allgäuer Alpen und am Gardasee. Die Unterschiede zu den Regionen dürften jedem klar sein. Aber wie sieht es mit den verwendeten Seilen aus?
Ich möchte an dieser Stelle nicht auf Standplatzbau und Zwischensicherungen, sowie auf Sicherungstechnik allgemein eingehen, sondern beschränke mich auf die Verwendung der „richtigen“ Seile und auf die entsprechenden Seilkommandos.
Grundsätzlich vertrete ich die Auffassung, dass ein Einfachseil nur im Klettergarten, in der Halle, oder maximal in super abgesicherten Sportkletterrouten sowie bei Hochtouren auf Graten verwendet werden sollte. Hinsichtlich Redundanz bei Steinschlag etc., sowie beim Abseilen über die gesamte Seillänge ist die Verwendung von Halbseilen unübertroffen.Insbesondere natürlich auch bei einer 3-er Seilschaft. Die Seilkommandos beim alpinen Klettern sind den entsprechend Interessierten ja bekannt. Der Vorsteiger bezieht Stand, Seilkommando „Stand“. Der Nachsteiger nimmt den Vorsteiger aus der Sicherung und ruft „Seil ein“. Der Vorsteiger nimmt das Seil ein. Ist das Seil aus also stramm, ruft der Nachsteiger „Seil aus“. Der Vorsteiger nimmt den Nachsteiger in die Sicherung. Dann ruft er „Nachkommen“, der Nachsteiger klettert nach. Eine unglaubliche Brüllerei… Gute, eingespielte Seilschaften reduzieren das ganze allerdings auf „Stand“ und „Nachkommen“. Jeder der schon alpin und bei nicht absoluter Windstille geklettert ist weiß, dass bereits nach wenigen Metern eines schwierigen Routenverlaufs keine Kommandos mehr zu hören sind. Und dann wird es spannend… Bei der Verwendung von Halbseilen entfallen alle diese Probleme bei der nachstehend beschriebenen Verständigungstechnik, die wir in der Alpingruppe als Standard im Fels und im Eis nutzen. Der Vorsteiger bezieht Stand. Dann zieht er das vorher vereinbarte Seil, z.B. rot etwa 2 m ein. Damit weiß der Nachsteiger, dass der Vorsteiger Stand hat. Der Nachsteiger nimmt den Vorsteiger aus der Sicherung. Der Vorsteiger zieht beide Seile ein, bis sie stramm sind. Nun weiß der Vorsteiger, dass er den Nachsteiger in die Sicherung nehmen muss. Um dies zu tun, muss er beide Seile wieder ein wenig nachlassen. Er nimmt den Nachsteiger also in die Sicherung und zieht abermals ein bis stramm ist. Nun weiß der Nachsteiger, er kann nachkommen. Das hört sich kompliziert an, ist es aber nicht! Wir haben so schon etliche Seillängen ohne Brüllerei und ohne Missverständnisse geklettert. Diese Technik wurde von Pit Schubert bereits vor über 30 Jahren favorisiert. Eine Nachahmung kann ich sehr empfehlen!
Michael Hettler
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